Die Prinzessin die die beste Feuerspuckerin der Welt werden wollte, oder:
Die Weisheit der alten Küchenfrau
Es war einmal, von langer langer Zeit, in einem großen Königreich geschehen, das eine junge Prinzessin aufwuchs bei den Frauen in der Küche, den Knechten und Mägden am Königlichen Hof, im Hühner- und im Pferdestall.
Dies geschah so, da ihre Mutter vestarb, bevor das Mädchen alt genug war sich zu erinnern wer Sie war, und deshalb, weil selbst sehr beschäftigt mit den Regierungsgeschäften und doch ein liebevoller Vater, ließ der König des großen Landes das Kind selbst entscheiden, bei wem und mit welchen Beschäftigungen Sie die Welt entdecken wolte.
So wuchs die Prinzessin also heran, ein staubiges schmutziges Kind mit ewig borstigen Haaren und schmutzigen Füßen, sie war überall am Hof gern gesehen und wusste alle Namen des Gesindes in und um das Väterliche Schloss.
In dem fraglichen Königreich war es nun so Sitte dass einmal im Jahr ein großes Fest gefeiert wurde, mit allerlei Fahrenden Künstler*innen und Artist*innen.
Und da die Hauptstadt seit jeher viel darauf hielt das prachtvollste und schönste dieser Feste zu veranstalten, und da dies Fest ausgerechnet auf den Geburtstag der Königin viel und ihr dies Fest von allen im Jahreszyklus das liebste gewesen war, pflegten der König und die Junge Prinzessin dies Fest alljährlich zu besuchen.
Am liebsten waren der Prinzessin schon immer die Feuertänzer und Feuerspuckerinnen gewesen.
Diese Fahrenden waren in aller Welt für ihre Künste bekannt. Niemand konnte so große Feuerballen spucken wie sie, niemand warf die fackeln so hoch. Und erst recht Niemand konnte dem Feuer befehlen seine Farbe zu ändern, sich zu riesigen Formen aufzublähen, Drachen und Schiffe zu bilden, tanzende Figuren aller Art sie tanzten Lachend mit dem Feuer, bis die Nacht erlosch.
Die Prinzessin schaute jedes Jahr von neuem bei mit großen leuchtenden Augen die Spiele der FeuerKünstler*innen, und wie Sie von Jahr zu Jahr wuchs und älter wurde, wie es sich für Menschen auf der ganzen Welt gehört, so wuchs in ihr der Wunsch, selbst auch eines Tages das Feuerspucken zu erlernen. Ja die kleine Prinzessin beschloss, die beste Feuerspuckerin des Landes zu werden, ja, der ganzen Welt! Und dieser Wunsch wuchs und loderte in ihr, während auch ihr Körper wuchs, und sie vom Kind zur Erwachsenen heranwuchs.
Nun war sie freilich noch nicht vollständig erwachsen, als ihrem Vater und den anderen fürsorglich auf sie bedachten Menschen am Hofe der Gedanke kam, sie auf die ihr bevorstehende Aufgabe als Thronerbin und führende Politikerin des Reiches vorzubereiten, schließlich war sie die einzige Erbin ihres Vaters. Es wurde nun also einiges unternommen um ihr die schmutzigen Füße abzugewöhnen, und ihr die Wichtigket nahezubringen, welche wohlgekämmtem und gelegtem Haar in allgemein gesellschaftlichen Belangen von Respekt und Ansehen zukommt.
Indes verschwendete man damit nicht allzu lange seine zeit, zeigte sich doch, dass die Interessen der Prinzessin, wenn es darum ging sich die Fähigkeiten anzueignen die zu weiser Politik und Herrschaft gehörten, jene für saubere Füße und Haarpflege bei weitem überschritten.
Während all dies geschah, war die Prinzessin wie gesagt aber noch fast ein Kind, und also ließ man sie wohlweißlich in Ruhe und Frieden ihren Träumen nachhängen und sie verbrachte ihre unterrichtsfreie Zeit in jenem Idyllischen Stadium der Unbeschwertheit und des Unbeobachtet-Seins, welcher den Nährboden bildet für die Entfaltung jenes ungreifbaren Organs welches man Charakter zu nennen pflegt.